6 Jahre Deutschland

6 Jahre Deutschland
Photo by Tobias Reich / Unsplash

Ich bin seit 2018 nach 8 Jahren China wieder hier. Zum Glück habe ich Corona hier und nicht in China mitgemacht. Meine bessere Hälfte hat heute Geburtstag und wir haben eine super coole Tochter an unserer Seite.

Manchmal habe ich noch Sehnsucht nach Shanghai. Die internationalen Menschen um mich herum. Die Herzlichkeit und Wärme meiner chinesischen Freunde. Chinesen sind toll. Wirklich. Die leben halt leider nur in einem System, welche nicht sonderlich viel Abweichung zulässt. Ich vermisse es überall mit meinem Telefon zu bezahlen, super günstiges (wenn auch absolut eingeschränktes) Internet und Entwicklungen, die gestern noch Hirngespinste waren und dir am nächsten Tag auf der Straße begegnen. Ich vermisse es nicht, dass quasi jeder dritte Ort oder wirklich prägende Gebäude oder Institutionen am nächsten Tag verschwunden sein können. Die wenigen Urlaubstage (10!!!) vermisse ich garantiert auch nicht und noch weniger die schlechte Wasserqualität. Taiwan macht da schon vieles besser. Da gibt es sogar mittlerweile ein Schulfach zu Falschinformationen im Internet - das brauchen wir auch hier.

Es hat lange gedauert, bis ich wieder in Deutschland richtig zu Hause war. Ich würde sogar so weit gehen, dass das erst irgendwann im vorigen Jahr passiert ist. Sich ein Teil zu fühlen, seine Wurzeln wieder wachsen zu lassen und Raum einzunehmen, der einem zusteht, klingt so einfach, hat aber doch gedauert. Es ist okay, anders zu sein. Es ist sogar oft schön. Ich war am vorigen Sonntag, glaube ich, der einzige Mann mit schwarz lackierten Fingernägeln auf dem Bahnhofsfest in meinem Heimatdorf. Da schauen die Leute schon auf den Vokuhila-tragenden Vogel, der 8 Jahre in China war und jetzt in Leipzig wohnt. Man spricht, man lacht und kann zeigen, dass anders sein auch schon irgendwie passt und das nicht nur auf Äußerlichkeiten zu reduzieren ist. Ganz besonders freue ich mich, dass ein paar Freunde, egal wie oft ich mich nicht melde (und umgekehrt) einfach so glücklich über die Zusammenkunft sind, wie ich auch.

Es kotzt mich an, dass wir bei der Digitalisierung in Deutschland gerne vorn mitspielen wollen, in der Realität aber noch weit davon weg sind. Es kotzt mich an, dass 50% der Deutschen innerlich gekündigt haben. Spoiler: man merkt das auch. Service-Gedanke ist nicht so richtig da - meistens. The German Stare ist auch so ein Ding, aber wahrscheinlich Kulturgut. Veränderung kann Spaß machen. Humor funktioniert so. Die Realität wird gebrochen und wie bei einem Zaubertrick kommt eine überraschende Wende.

Sommer ist da. Comedy läuft und ein Podcast wartet darauf, bald veröffentlicht zu werden. Ab dem späten Herbst wird es fast täglich Comedy-Veranstaltungen in Leipzig geben. Ich bin glücklich dabei zu sein und schreibe dafür und hier gerne und oft. Kommt mal vorbei, denn ich bin hier, um zu bleiben.

Ich verbleibe mit einem kleinen Song, der mich gut repräsentiert: