Gebirge, Gebirge, Erzgebirge!

Ich weiß nicht, wie ich anfangen soll. Geht vielen Leuten so. Bei neuen Dingen, bei Veränderungen und allerhand Sachen, die man zum ersten Mal macht. Das war beim Podcast so, das war bei der Comedy so und auch bei jedem Mal, wenn ich einen Job angefangen habe (und/oder die Industrie gewechselt habe). Nur durch Wiederholung und Erleben wächst man. In der Auseinandersetzung mit dem Fremden, mit einem Blick über den Tellerrand hinaus und mit dem Freimachen von Vorurteilen. Menschen, je älter sie werden, möchten aber auch ihren Lebensstandard und die Lebensweise konservieren. Sich einfach mal locker machen. Sich auf etwas einzulassen. Zum Beispiel Stand-Up-Comedy. Ein Bekannter von mir war jetzt zum ersten Mal Schöffe. Ich bin demnächst zum ersten Mal vor Gericht - als Zeuge. Ich wurde vor knapp 2 Jahren auf dem Weg zur Buchmesse von einer Gruppe Männer attackiert, weil die zu eng an mir vorbeigefahren sind und dabei auf das Handy geglotzt haben. Ist auch ein erstes Mal und ich bin gespannt und hoffe die bekommen irgendeine Strafe, zumindest sollte das Führen eines Fahrzeuges bei denen generell hinterfragt werden. Ich bin auch zum ersten Mal in meinem Leben allergisch. Wespen. Scheiße.
In der vorigen Woche habe ich, weil ich ja auch an keinem dieser Bücherschränke vorbeilaufen kann, einen riesengroßen Erfolg gehabt. Ein Buch aus der Witcher-Reihe, Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand (nachdem ich den erst empfohlen bekommen habe) und ein Wladimir Kaminer Buch und irgendwas mit witzigen Dämonen. Was für ein großartiges Gefühl. Das wird alles gelesen werden und wandert dann wieder in einen dieser Schränke, um dieses Glücksgefühl weiterzugeben. Das ist ein bisschen Pay-it-forward-Björn-Style. Am Montag dann die Ernüchterung. Es gibt dort, an dem Schrank im Lene-Voigt-Park, dem Tauscho, einen Typen. Den kann ich gar nicht leiden. Kennt ihr das, wenn ihr jemandem begegnet und ihr fühlt, dass das kein angenehmer Zeitgenosse ist. So war das bei dem. Der spielt sich immer dort auf und packt wahllos alle Bücher ein. Und während es mittlerweile auch ein paar Zauberer gibt, die dort die Bücher scannen und dann weiterverkaufen (auch ärgerlich, weil das ist ja nicht das Ziel solch eines Schranks). Bringt diese Arschbacke alle Bücher zum Wertstoffhof. Also irgendwohin wo es so 5 Cent pro Kilogramm Papier gibt und da gibt der Geschichten ab, Bücher, Lebenswelten in denen sich noch Leserinnen und Leser bewegen könnten und lässt das vernichten. Ich finde das schlimm. Ich will das unterbinden. Ich will den anpacken und schütteln. Am Montagmorgen auf dem Weg zum Büro fahre ich also wieder am Tauscho vorbei und noch freudetrunken meine ich vielleicht nochmal was cooles in diesem Schrank zu finden. Dort wartet aber eine Frau auf, der ich auch schon oft begegnet bin, die ich auch immer grüße und die winkt mich so ab und meint: "Ne, brauchst du nicht zu schauen. Der Mann war heute Morgen da." - sie meinte Archbacke-Ich-Hol-Mir-Jetzt-15-Cent. Er war wohl am Morgen da und sie hat gesagt, es regt sie auch auf. Er hat dann aggressiv reagiert und aufgefordert, doch die Polizei zu holen. Sinnlos. Solche Menschen regen mich auf. That's why we can't have nice things. Wie die Lutscher, die den Tauscho auch schon mehrfach angezündet haben und auch, jedenfalls glaube ich, dass es das war, ein Toilettenhäuschen. Warum?
Natürlich gibt es auch noch unseren Podcast und wir sind fleißig und bringen Herzblut rein und viele Geschichten, die uns so begegnen, so zum Beispiel über einen Mann mit zwei Penisen. Aber auch viele Sachen, wo man uns faktenchecken sollte ;-) hört mal rein, denn in der Folge spinnen wir echt viel rum:
Und dann, dann hatten wir auch wieder einen Gast. Einen tollen Menschen. Einen berühmten Comedian. Henning Wechsler. Wir haben uns lange und tiefgründig unterhalten und dann gegen Ende auch rumgeplänkelt. Es ging unter anderem auch darum, Ossi zu sein. Hab ich mich ja auch schon in einem Artikel dazu geäußert. Irgendwie sind wir auch, eben weil wir ja auch so in der Halböffentlichkeit vor euch stehen, Botschafter des Ostens. Malou für MV, ich für das Erzgebirge und Henning für Karl-Marx-Stadt. Hört bitte gerne rein, es lohnt sich:
Am Sonntag dann, passend dazu, beim Open Mic ist ein homosexuelles Pärchen da. Die waren zum ersten Mal bei der Comedy. Und die waren kurz besorgt, als ich mit: "Ich komme aus dem Erzgebirge" eröffne. Im Nachhinein haben die beiden mir eröffnet, dass es ihnen richtig Spaß gemacht hat und einer von ihnen auch aus dem Erzgebirge kommt. Ich will damit sagen, es gibt überall ganz tolle Menschen und einige durfte ich auch bei einer Weihnachtsfeier meiner alten Firma wiedersehen und zum Lachen bringen. Am Nikolaustag dann ein Busunglück in Erzgebirge. Genau da, wo ich auch viel Zeit verbracht habe. Niemandem ist etwas passiert und die Businsassen wurden noch spontan zu einer Feier in der Dorfschänke vor Ort eingeladen. Toll!
Apropos Nikolaus: ist dieser Tag eine Erfindung der Halbschuh- oder Stiefelindustrie? Lasst uns schwurbeln.
Ich hab noch eine Idee. Australien ist so ein bisschen die Speerspitze des Metalcore und ich identifiziere mich auch so ein bisschen mit den Aussies. Ich rede auch ein bisschen komisch und mag deren Musik und weil foglender Song vor vielen Jahren schon einmal von Freunden und Bekannten nachgefragt wurde, habe ich den nochmal hier für euch. Geiler Song, cooles Video, tolle Menschen. Bleibt geschmeidig. Seid komisch und schaut auch mal außerhalb der Komfortzone (was eine Klammer). Erzgebirge ähnlich Australien? - schreib’ ich vielleicht mal darüber, aber nicht jetzt …