Nummer 1: Globalisierung - My Way

An dieser Stelle und mit dem Format: "Recycle & Reintroduce" möchte ich mich mit meinem schreibendem Ich aus der Vergangenheit auseinandersetzen. Ich lasse den Post, sofern wirklich erhaltenswert, stehen und gebe meinen Senf dazu. Vielleicht finde ich auch einen Song zu dem Post, den ich dann via YouTube teile. Eventuell berichtige ich aber Rechtschreibfehler und aktualisiere Links etc.
Das ist der allererste Eintrag nach dem obligatorischen "Hallo Welt!" Post vom 21.03.2008. Ich habe damals in Zwickau Wirtschaftschinesisch studiert: also Betriebswirtschaft, Chinesisch und interkulturelle Kommunikation.
Gestern, trat in Wirtschaftsenglisch das Thema Globalisierung auf den Plan. Da fiel mir meine persönliche Globalisierung ein. Globalisierung - global positiv und aus meiner Sicht betrachtet, ist das Zusammenrücken der Welt und da hat das Internet einen nicht erheblichen Teil dazu beigetragen.
Aber langsam! Meine Globalisierung begann in der Grundschule. Von meinem Dorf Rittersgrün, war der Nachbarort Pöhla, scheinbar unendlich weit entfernt. Wow, dachte ich, meine Schulfreunde nehmen so eine weite Reise in Kauf und mein Horizont erstreckt sich nur quer durch das Dorf. Wie auch? Fahrradfahren war noch ganz schön wackelig und zu Fuß oder im Bus nach Pöhla? Allein? Miiiiiioooooonen, nein, fünf Kilometer, also mindestens eine Tagesreise. Doch die Globalsierung setzte sich fort. Irgendwann ist man dann auch (Achtung!:) allein Bus gefahren - nach Pöhla, die Erde hört doch nicht hinter dem Hammerberg auf. Dann gehört auch das Nachbardorf und all die Freunde und deren Eltern und die mehr oder minder netten Busfahrer zur eigenen kleinen Welt. Dann lernt man den Kreissitz kennen - Aue oder meinetwegen Schwarzenberg oder beide. Knapp eine Stunde mit dem Bus. Und dort kennt man wirklich niemanden, also man kennt Bekannte, die Leute kennen, die in Schwarzenberg leben, aber selbst? Dann traut man sich zu fahren und manchmal sogar mit dem Fahrrad, was schon eher Wochenendausflügen entsprach. Und die eigene Welt wächst wieder. Man entscheidet sich sogar dort das Gymnasium zu besuchen, die riesige Welt wird vertraut, man ist jemand, der Menschen aus dem ganzen Kreis kennt.
Da kein Elternsponsoring und Bedarf eines Mopedführerscheins ist man immer noch in einer ganz schönen kleinen Landkreiswelt vertraut und verbunden. Leipzig, Au in der Hallertau, Belgern und der Arendsee? Bekannt, aber nur quasi Weltreisen, also Urlaubsorte. Doch irgendwann kommt der Tag - man macht den Führerschein - Juhu - erwachsen! Die Welt vergrößert sich und schrumpft auf eine angenehme, kuschelige deutschlandweite Größe zusammen. (Okay, bei mir zählt die Tschechei mit dazu - also Ausschnitte davon)
Alles ist möglich, man kann innerhalb weniger Stunden quer durch Deutschland. Man kennt auf einmal Zwickau, Leipzig, Dresden und Alles, also die Welt! Man darf Menschen kennen, die irgendwo herkommen und man kann, wenn man will, darf und den entsprechenden Zeitrahmen trifft, diese dort besuchen. What a wonderful world. Irgendwann hat man dann Internet, also nicht so ein schnelles. Ein komisches drahtloses ich-bin-irgendwie-ein-bisschen-schneller-als-isdn-internet und man könnte sich mit der Welt unterhalten. Und was macht die Welt? Das Arschloch? (sic!) Redet total langsam oder gar nicht mit mir. Ich mein jetzt eigentlich nicht die Welt, ich meine die schöne, neue Internetwelt. Ich meine Sachen wie Web2.0, Studi VZ, Facebook.
Ich meine da sind eine Menge meiner Freunde und Bekannten und eine Menge mehr oder minder interessante Personen, derer es sich mehr oder minder lohnt diese kennenzulernen. Und was passiert trotz stundenlangen "Onlineseins" an allen Enden der Leitungen und Nicht-Leitungen. Nichts. Oder nicht viel. Web2.0 du Arschloch, da fahr’ ich doch lieber in der Real-World zu echten Leuten, weil irgendwie hören die Leute, die ich im Web2.0 kennengelernt habe, nie die Musik, die in deren Profilen steht, die antworten auch nicht in den gefühlten Miiiiiioooooonen, nein, 265 Gruppen nicht. Web2.0 is to socializing what masturbation is to sex...
Ach, der kleine Burnilein! Diese eigene Globalisierung beschäftigt mich immer noch. Man liest und fühlt, wie ich nach Sozialisierung im Internet suchte. Ich törichter Wicht! Vor 16 Jahren nahm ich mich auch wichtiger. Wie wahrscheinlich jeder andere auch in den Zwanzigern. Zur Ehrlichkeit gehört auch dazu, dass ich tatsächlich oft allein war und mich gerade an Wochenenden nach Gleichgesinnten gesehnt habe. Leider waren fast alle meiner studierenden Freunde und Freundinnen nicht dauerhaft in Zwickau beheimatet und haben demnach die Stadt auch zu jeder Gelegenheit verlassen.
Ich habe damals einhundert prozentig All That Remains gehört, auch wenn Phil Labonte recht(s) komische Ansichten hat, feiere ich diesen Song immer noch: