Heute ging es in Wirtschaftsfachprofil Englisch darum, inwiefern man sich als Deutscher sieht, als solcher gesehen werden möchte, man stolz darauf sei und inwiefern man sich mit dem "typischen" deutsch sein identifiziert.
Ich fühle mich nicht als Deutscher, ich mag mich eigentlich keiner Gruppe zugehörig fühlen und als Individuum wahrgenommen werden. Was ist denn typisch deutsch? Sauerkraut, Bier, Bayern? Oder analytisches Denken, Pünktlichkeit und ein Stock im Rücken - Entschuldigung!, ich meinte zwischenmenschliche Kühle. Ich mochte auch meine Autos immer weniger gut leiden, als meine Freunde, ich kenne "Deutsche", bei denen ist das nicht so. Ich denke China hat eine bessere Küche, Frankreich vielleicht einen besseren Lebensstil, Amerika vielleicht unbegrenzte Möglichkeiten und die Briten irgendwelche altbackenen Königsfamilien, aber auch dort würde ich mich nicht zugehörig fühlen. Warum nicht die Rosinen aus dem Kuchen picken? Ein bisschen britisch hier, ein wenig amerikanisch dort, ein Quäntchen Dolce-Vita da und das wiederrum mit Guanxi gewürzt.
Versteht mich nicht falsch, ich mag mein Land, aber etwas lieben, was man sich nicht aussuchen kann, einmal von der Familie abgesehen? Für mich absurd.
Ich denke auch die Weltkriege sind lange vorbei, ich brauche mich für nichts entschuldigen und welches Land hat denn keine "dead people in the wall"? Ich schäme mich für Nazis und hohle Gesetzesentwürfe, für das deutsche Privatfernsehen und für Herrn Schäuble und dem Gros der Politiker.
Nicht das man denkt ich hasse Deutschland, nein, ich liebe die Natur, ich liebe die Wälder in denen ich gespielt habe, ich liebe die Hopfenfelder in Bayern, die Sonne über den Biergärten und einige wirklich nette Menschen, ich liebe eine menge Musik und ein paar wenige deutsche Filme.
Zum Ende noch ein Exkurs in meine Annalen:
"Zu meiner Lyrikmappe ist eine Art Erklärung vorweg sicher notwendig, sonst könnte mich ja jeder, der sie liest, für einen kraken Geist, der die Welt zugleich zerstören, verbessern, lieben und hassen will, halten. Ich bin ein etwas wirrer Typ mit einem breit gefächerten Interessengebiet und Geschmack. Auf der einen Seite bin ich ein Träumer und auf der Anderen sehe ich bestimmte Sachen gern realistisch."
Dies waren die ersten beiden Sätze aus meiner Lyrikmappe aus dem Jahr 2003 und ich würde auch Heute nichts zurücknehmen. Ich wollte auch damals die Welt schon manchmal brennen sehen, weit vor Heath Ledger's Joker und vielleicht kommt daher meine Begeisterung für zerfallende Spuren der Zivilisation und post-apokalyptische Szenarien, wenn ich darüber siniere, dann fallen mir kaum bessere Worte als die von "Set In Motion" von "Misery Signals" ein.
Jemand der ein ganz großer Mensch war und bestimmt einige meiner Ansichten teilen würde, im Jahr 2005 verblichen ist, nein, sich selbst ausradierte, sein Land liebte, aber auch hasste und dem ein unglaublicher Schreibstil und grandiose Wortjongliertalent innewohnte, darf gern noch posthumen Ruhm in dieser grandiosen Dokumentation erfahren (11 Teile, der 5.te fehlt irgendwie, tut der Spannung aber keinen Abbruch und es ist for free). Danke "Hunter S. Thompson" und danke für's bis zum Ende lesen...